15.03.2023, 16:13 Uhr | aepoexes
Hallöchen, ich habe ein Problem und erhoffe mir hier euren Rat und vielleicht auch Tipps..
Ich bin seit 8 Jahren getrennt, habe zwei Kinder, 15 und 12 Jahre alt und betreibe mit meinem Ex seit der Trennung das sogenannte Wechselmodell. Im Wechsel immer eine Woche bei dem Einen und eine Woche bei dem Anderen. Unterhalt (sowohl für die Kids als auch für Ehegatten) war nie ein Thema zwischen uns, das heißt jeder ist immer für seinen Lebensstandard allein aufgekommen. Wir haben auch kein gemeinschaftliches Konto für die Kids, sondern jedes Elternteil erhält ein Kindergeld und die Kosten für die Kids werden „geteilt“ (in der Theorie). Ich habe das gemeinschaftliche Konto schon mehrfach angesprochen, er hat aber immer Ausreden gehabt, warum er grad nicht kann oder will oder er ignoriert meine Anfragen völlig. Mein Problem ist nun folgendes: Früher war es wenigstens einigermaßen gerecht, er übernahm das Essengeld für die Schulspeisung, dafür habe ich die Sportvereine und Schulspinde der Kids bezahlt. Außerdem habe ich meist den Kids ihre Klamotten (Jacken, Hosen, Sportsachen usw.) und die Schuhe gekauft. Das resultierte daraus, dass die Kids nicht darunter leiden sollten, dass ihre Eltern nicht miteinander können. Weil meist war es so, dass wenn die Kids Bedarf angemeldet haben, er es hartnäckig ignoriert hat und davon ausgegangen ist, dass ich es dann schon irgendwann kaufen werde. War bzw. ist ja auch so. Die Kinder brauchten die Sachen ja und sollten nicht darum betteln müssen!
Nun ist es aber dazu gekommen, dass die Kids nicht mehr in der Schule mitessen wollen (auf einmal schmeckt das Essen nicht und ist ja sooo teuer… O-Ton der Kids). Das bedeutet aber nun, dass er komplett die Kosten fürs Schulessen spart und die Kosten fürs Essenkochen, wenn die Kids bei mir sind. Aber an den anderen Kosten beteiligt er sich natürlich immer noch nicht. Er hat es mir noch nicht mal selbst gesagt, das haben die Kids übernommen…
Eine jetzt eingegangene Kostenerhöhung des Sportvereins habe ich zum Anlass genommen, ihn nochmal um die Nutzung eines gemeinschaftlichen Kontos bzw. alternativ anderweitig um gerechte Teilung der Kosten zu bitten. Das war vor 2 Wochen und es kam bisher absolut keine Reaktion! Gelesen hat er es aber definitiv.
Ich fühle mich gerade echt sooo hilflos und finde es total unfair. Es geht nicht darum, dass er sämtliche Kosten übernehmen soll, ich möchte doch nur eine gerechte Teilung aller Kosten der Kinder! Es ist übrigens keineswegs so, dass er am Hungertuch nagt oder es sich nicht leisten kann. Er ist Ingenieur, hat mehrere vermietete Eigentumswohnungen und wohnt mit seiner jetzigen Partnerin in einem Haus.
Ich war bei einer Beraterin des Jugendamtes, die meinte, dass das Wechselmodell bedeutet, dass sich die Eltern bei allem einigen MÜSSEN und es gesetzlich / gerichtlich keinerlei Handhabe gebe.
Stimmt das wirklich? Kann einer so ein Arsch sein und der Andere muss es dann ausbaden? Habt ihr irgendwelche Tipps was ich jetzt machen kann?
Vielen Dank schon mal! LG
15.11.2023, 20:54 Uhr | bke-Christian-Koch
Die finanzielle Einigung nach einer Trennung ist immer wieder ein stressvolles Thema; eins von mehreren.
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Nach meiner Erfahrung brauchen Eltern nach Trennungen unglaublich viel: Sachlichkeit - und eine klare Konzentration auf das, was die Kinder brauchen.
Wenn die Trennung nicht "klar" ist, sondern Kränkungen und Verletzungen nachhängen, sind Finanzen immer wieder das Feld, auf dem sich diese Kränkungen und Verletzungen auswirken. Hier wird Macht ausgespielt, genauso, wie in Umgangsregelungen. - Eigentlich ist es klar, dass dabei die Kinder die Leidtragenden bleiben.
Obwohl bei Gericht das Zerrüttungsprinzip das Schuldprinzip (seit langem) abgelöst hat, behält das Schuldprinzip in vielen Trennungsgeschichten weiterhin die Oberhand.
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Soweit ich weiß hat das Wechselmodell zur Voraussetzung, dass die Eltern immer wieder einigungsfähig sind, eben auch in finanziellen Fragen.
Und es dann unter Umständen wieder und wieder nötig, sich (z.B. in einer Beratungsstelle) für solche Einigungen zusammenzusetzen.
Besser oder leichter wäre es, es gelänge bei einem gemeinsamen Kaffee oder Tee; das aber ist schon eher die hohe schule nach Trennungen.
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In meiner beruflichen Praxis erlebe ich, dass einige Eltern das nach und nach miteinander schaffen - was lange nicht vorstellbar war.
Leider schaffen es nicht Alle - die Verwundungen sind da zu groß - und der Wunsch, als Sieger/Siegerin aus der Trennung hervorzugehen.
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Wenn es aber gelingt:
Das ist großartig, so etwas mitzubekommen.
Trennungen: sind harte Lebenseinschnitte, auch heute noch, auch wenn sie bald die Hälfte der Elternschaften betreffen.
Sie erzeugen Hochstress: bei uns Erwachsenen und bei unseren Kindern.
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Allen Elternpaaren (oder neuen Patchwork - Konstellationen), denen die Trennung zum Wohl ihrer Kinder gelingt, sei eine große Achtung ausgesprochen.
Sie tun ihren Kindern und - denke ich - auch sich selbst das Beste.
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Dies als Gedanken zu der Anfrage bezüglich einer finanziellen Regelung im Wechselmodell - einfach einmal hineingestellt in die Stille des Elternforums.
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Herzlich grüßt
bke - Christian - Koch
03.11.2023, 14:03 Uhr | jasonmax782
Bitte keine Werbung im Forum. Deshalb gelöscht.
Viele Grüße
Christine Sutara
Technische Leitung
Zuletzt editiert am: 03.11.2023, 14:33 Uhr, von: Christine Sutara
31.03.2023, 16:47 Uhr | bke-Stephan-Bäcker
Hallo,
ich gebe auch noch ein wenig Senf dazu. Das Betreuungsmodell ist nie Schuld daran, ob die Eltern sich streiten oder nicht. Das schaffen die Eltern ganz alleine . Und manchmal reicht es auch, wenn nur ein Elternteil streiten möchte.
Und wer noch mehr Senf möchte: Wir haben zu diesem Thema auch einen interessanten Blog:
Der hat inzwischen 3 Teile.
Viele Grüße schickt
bke-Stephan-Bäcker
28.03.2023, 12:19 Uhr | bke-Claudia-Rohde
Hallo,
es ist für mich in der Beratung immer sehr wichtig gerade bei Unterhaltsfragen zu schauen, was genau brauchen die Kinder, was wollen wir als Eltern fördern.
Das kann schon eine lange Liste aller Ideen werden, dann sucht man nach den Übereinstimmungen und die kommen auf die nächste Liste. Die Dinge, wo Eltern sich uneins sind, kann man ja noch einmal in Ruhe betrachten und bewerten.
Aber die Übereinstimmungen erfordern bestimmte Summen, über die man sich unterhalten muss. Das: Wir wollen das für unsere Kinder muss ja auch finanzierbar sein.
bke-Claudia Rohde
26.03.2023, 20:04 Uhr | marinadiezweite
Hallo aepoexes, ich sehe das so. Wenn es eine Regelung über das Jugendamt gäbe, oder du klagen würdest, würde das nicht alle Probleme lösen. Dann hättest du vielleicht eine Art Titel und einen bestimmten Betrag mit Anrecht darauf. Aber es ist auch eine Auflistung nötig.
Versuche es doch ruhig mal mit der Liste. Ich seh das nicht als betteln. Ich würde da allerdings eher eine Art Durchschnittssumme nehmen. Bei Unterhalt ist das im Prinzip auch so, dass der Betrag passen muss. Also nicht Zu- oder Abschläge bei besonderen Sachen.
Es hat ja bisher geklappt. Allerdings scheint dein Ex faul zu sein. Sonst hätte er gesagt, dass die Kinder nicht mehr in der Schule essen. Ist ganz schön unverschämt von ihm. Es scheint aber keine grundsätzliche Uneinigkeit zu geben, was bezahlt werden muss und was man nicht braucht (Sportverein).
Daher würde ich das mit einer Art Dauerliste für einen bestimmten Zeitraum versuchen. Wenn Kleidung ein Thema war oder ist, wird es schon kniffliger.
Ich weiß nicht, ob das gerecht verteilt werden kann.
20.03.2023, 15:49 Uhr | bke-Hannes-Bach
Hallo aepoexes,
ich verstehe, dass das monatliche Auflisten sicher keine gute Lösung für Sie wäre. Ich verstehe den Vorschlag von meinem Kollegen Stefan Bäcker eher so, dass Sie versuchen sollten, sich grundsätzlich über die Aufteilung der Kosten zu verständigen. Dabei könnte natürlich eine außergerichtliche Beratung z.B. bei einem Mediator oder einer Beratungsstelle hilfreich sein.
Möglicherweise bleibt aber ein Konflikt zwischen Ihnen beiden, wie auf die Bedürfnisse der Kinder eingegangen werden soll, dennoch bestehen. Daher ist eine Verständigung, welche Bedürfnisse wollen Sie beide in gleicher Weise berücksichtigen (neue Klamotten - wie oft...?Ausgaben in welcher Höhe?) wichtig und ja vielleicht auch möglich.
Viele Grüße, bke-Hannes-Bach
20.03.2023, 13:26 Uhr | aepoexes
Hallo Stephan,
vielen Dank für deine Rückmeldung. Ich werde nochmal einen Versuch starten und ihm einen Vorschlag zur Aufteilung der Kosten mitteilen. Leider habe ich neben dem gemeinsamen Konto nur die Idee, ihm dann jeden Monat eine Art „Kostenaufstellung“ zu schicken, mit der Bitte um Überweisung. Das würde aber bedeuten, dass ich ihm jeden Monat „hinterherrennen“ müsste und er immer schön die Wahl übers Zahlen oder nicht Zahlen hätte. Das ist doch auch frustrierend, ich wäre immer der Bittsteller…
Ist es denn möglich solch einen Sachverhalt in erster Instanz über das Jugendamt zu regeln oder habe ich dich da falsch verstanden? Ist das von Jugendamt zu Jugendamt bzw. Stadt zu Stadt verschieden (weil bei meiner Beratung hieß es ja wir Eltern müssten uns ohne Beistand einigen)?
Hallo Louise,
danke für deine Meinung. Ich scheue mich ehrlich gesagt ein wenig vor dem Anwalt, weil ich doch Angst vor den hohen Kosten habe. Kann sowas nicht schnell mal in die Tausender gehen? Hast du da Erfahrungen?
VG Tina
20.03.2023, 10:55 Uhr | Louise-19
Ab zum Anwalt.
Laß das Finanzielle gerichtlich regeln.
Sei egoistisch.
Gruß, Louise
17.03.2023, 18:09 Uhr | bke-Stephan-Bäcker
Hallo aepoexes,
konnten Sie mit der Antwort etwas anfangen oder brauchen Sie noch andere Ideen?
Viele Grüße,
bke-Stephan-Bäcker
15.03.2023, 17:40 Uhr | bke-Stephan-Bäcker
Hallo aepoexes,
willkommen im Elternforum der bke-Onlineberatung. Mein Nickname ist bke-Stephan-Bäcker und ich gehöre zum Moderationsteam.
Wenn Eltern sich trennen ist eine der wirklich wichtigen Regeln: Fair bleiben. Und was Sie möchten sind faire Absprachen, das ist gut so. Was mir auch gefallen hat: Sie schreiben sinngemäß, dass die Kinder nichts dafür können, wenn die Eltern es nicht schaffen, gute Absprachen zu treffen. Das hört sich so banal an, ist aber super wichtig: Mindestens die Grundbedürfnisse der Kinder müssen erfüllt sein und dazu gehört ohne jeden Zweifel eine angemessene und vernünftige Ernährung. Und die Kinder haben das Recht, dass sich die Eltern um die Grundbedürfnisse (und auch noch ein "wenig" mehr) kümmern. Ohne dass sie sich Gedanken machen müssen, wer das erledigt.
Das Jugendamt hat Recht, im Familienrecht ist zu lesen, dass es eine Wohlverhaltenspflicht gibt. Daraus folgert, dass Eltern nach wie vor die Verantwortung dafür haben, dass es allen gut geht, den Kindern und den Eltern. Das ist allerdings völlig unabhängig vom Betreuungsmodell. Auch bei jedem Betreuungsmodell gibt es natürlich die Möglichkeit, die finanziellen Dinge gerichtlich regeln zu lassen. Ob das in ihrem Fall wirklich hilft weiß ich nicht. Vermutlich haben die KollegInnen vom Jugendamt das eher so gemeint, aber verkürzt dargestellt.
Ich finde, es wäre gut, wenn Sie freundlich und bestimmt dran bleiben. Ohne Beschimpfung und Anklagen (auch wenn die nachvollziehbar wären , allerdings nicht helfen würden). Eine Idee: Schreiben Sie nochmal auf, welche Kosten für die Kinder entstehen, wer derzeit welche Kosten übernimmt und welche Idee Sie haben, als Vorschlag, das fair zu regeln. Mit Ich-Sätzen, ohne "Du". Und fragen Sie, welchen Vorschlag er hat.
Vielleicht setzen Sie diese Idee um? Falls ja wäre es prima, wenn Sie hier berichten würden, wie es gelaufen ist. Und vielleicht gibt es auch noch andere Ideen?
Viele Grüße schickt Ihnen
bke-Stephan-Bäcker